Der Einfachheit halber hat man den fünftältesten Platz mit der Jahreszahl der ersten zu findenden Erwähnung bezeichnet, da hänge ich mich doch einfach rein. Dass sich meine Meinung zum Alter von Golfplätzen fundamental von der Meinung Barney Stinsons zu allem („Neu ist immer besser!“) unterscheidet, habe ich ja schon mehrfach geschrieben. Aber ist alt denn nun immer besser?

Den Tag habe ich recht entspannt begonnen und zunächst die längst überfällige Wäsche erledigt und in der Wartezeit im politischen Bestseller der Saison geschmökert. Fear von Bob Woodrow habe ich nach anfänglicher Faszination, die einen ja auch von Unfällen auf der anderen Seite der Autobahn nur schwer die Augen abwenden lässt, mittlerweile wieder weiter unten auf meiner Liste zu finalisierender Lektüre einsortiert. Trump ist halt ein cholerischer Egomane und nicht sonderlich interessiert an der Welt. Letzteres ist sicher eine überraschende Eigenschaft für das gewählte Oberhaupt eines der bedeutendsten Länder der Erde, aber insgesamt ist die Überraschung nicht so riesig, denn genau das wird doch in jedem beliebigen Artikel über diese Absurdität im Oval Office deutlich. Ersteres dürfte eher ein typischer, vielleicht gar notwendiger Charakterzug sein. Ob es nun wirklich überraschend ist, dass seine Mitarbeiter ihn vom Unterschreiben kritischer Briefe abhalten, kann ich nicht beurteilen. Ich halte es für durchaus vorstellbar, dass so etwas bei jedem beliebigen Spitzenpolitiker vorkommt, denn die permanente 24-Stunden-Bereitschaft dürfte die meisten Menschen vor unüberwindbare Konzentrationshürden stellen. Insgesamt ist das Buch vermutlich eine journalistisch saubere Dokumentation (in einigen Gegenden auch bekannt als „Lügenpresse“) der aktuellen Verhältnisse im Weißen Haus. Aber die Tatsache, dass dieser Mann überhaupt in einem demokratischen Land in diese Position gewählt werden konnte, finde ich immer noch viel erstaunlicher, als all der Quatsch, der seitdem Tag für Tag von diesem Amt ausgeht.
Aber ich verliere mich schon wieder mal in meinem natürlichen Habitat, auf der großen Bühne der Weltpolitik, Seite an Seite mit den Mächtigen unserer Zeit. Zurück ins abenteuerliche Wunderland des Campingplatzes in Montrose.
Wieder mal hat der Wind ein Wörtchen mitzusäuseln und die Nacht war einmal mehr ziemlich unruhig. Daran hatte sich im Laufe des Vormittags wenig geändert, aber mein Zelt hielt sich weiter wacker. Das Frühstück hatte ich ausfallen lassen oder besser gesagt so weit aufgeschoben, dass es nunmehr Mittagszeit war. Essen musste dringend her und ich fand es: In Australien. Natürlich in einem australischen Restaurant inmitten des Golfclubdeltas in Montrose, denn die 36 Löcher des Platzes werden von drei verschiedenen Clubs benutzt: Dem Royal Montrose GC, Montrose Caledonia GC und dem Montrose Mercantile GC. Da ich keinen der Clubs bevorzugen wollte, denn das hätte ja doch nur Streit gegeben, entschied ich mich für Roo’s Leap. Der Burger... ach, was soll man zu Burgern schon noch schreiben? Ein Burger halt. Wirklich großartig war dann aber das kalorienbewusst ausgewählte Dessert: Sticky Toffee Pudding. Das ist hier ein Dessertklassiker und besteht aus einem sehr saftigen Kuchen mit warmer Karamellsauce. Mit meinem trainierten Feinschmeckergaumen habe ich diesen Kuchen immer für einen mehr oder weniger normalen Schokokuchen gehalten, aber lernte soeben dass es sich tatsächlich um einen Dattelkuchen handelt. Auch gut, jedenfalls kann ich diesen Nachtisch jedem Freund von Fett und Zucker wärmstens ans Herz legen.


Nun ging es aber endlich auf den Platz. Der war wie so häufig leer und der weitgehend unbeteiligte Herr im Pro-Shop meinte, dass das Wetter wohl die meisten vom Spielen abhalten würde. So schlimm fand ich es nun auch nicht, aber mir war es nur recht. Die Route führt ziemlich abwechslungsreich durch das historische Golfgelände. Zunächst spielt man das Anfangsloch einen kleinen Hügel hoch in Richtung Meer, das sich dann auf der zweiten Bahn ganz wunderbar zur Rechten zeigt, Erinnerungen an Machrihanish werden wach, nur spiegelverkehrt.

 

Zwei weitere Löcher folgten dieser Richtung, die heute mit dem kräftigen Wind von hinten-links gespielt wurden. Das vertrug sich mit meinem Spiel ganz gut und die Golfgeister erwachten wieder. Stand eine Versöhnung an? Auch, als sich dann alle paar Löcher die Spielrichtung änderte, tat das dem Spaß keinen Abbruch, denn das hier ist wirklich ein überaus unterhaltsamer Platz. Vom 250 Meter Par 4 mit spannender und schwer einsehbarer Bunkersituation über diverse erhöhte Grüns mit ziemlich bestrafenden Abhängen, abwechslungsreichen Par 3 mit einer Länge von knapp über 100 bis knapp unter 200 Metern: Hier kann man dem Spieltrieb richtig Raum geben.
Minimal störend war die Aussicht zur dem Meer gegenüberliegenden Seite des Platzes, da dort eine wenig schmucke Fabrik lag. Aber ein echtes Drama war das nun auch nicht.

 

Eine ordentliche Runde trotz herausfordernder Bedingungen – die beiden besten Beispiele waren das 210 Meter Eisen 5 in die eine Spielrichtung und das schon erwähnte lange Par 3, auf dem ich den Driver nahm und dann noch einen 60 Meter langen Pitch zur Fahne hatte: Hatte er unserer Beziehung neues Leben eingehaucht, der Wind? Na ja, noch nicht so ganz. Aber ich hatte definitiv einen lustigen Nachmittag.

Den Abend verbrachte ich in einer bemerkenswert riesigen Sportsbar bei Guinness und Käsemakkaronie. Auf Kosten von Sky bin ich dann sogar in den Genuss eines Freibiers gekommen, da Schottland Albanien mit 2:0 geschlagen hat.

Und die cycgo-Wertungszahlen 12 aus 259: 15, 62, 24, 36, 250, 4, 3, 100, 200, 210, 5, 60 und Zusatzzahl 2. Superzahl ist die 0.


PS: Alt ist nicht immer besser, aber mindestens mal richtig gut. Meistens. In Montrose auf jeden Fall.

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