Nach dem tollen Tagesverlauf gestern war heute ohnehin ein Entspannungstag geplant. Da war es zunächst zu verschmerzen, dass der starke Regen, der mich weckte nur gelegentlich von etwas weniger starkem Regen abgelöst wurde.
Heute wollte ich nach der Wäsche nur einen kurzen Sprung ins nahegelegene Dingwall machen, um dort morgen früh einen Zug zu nehmen.
Nachdem die Wäsche dann schließlich erledigt war, musste ich zu dem Schluss kommen, dass es nicht sehr wahrscheinlich wäre, dass ich halbwegs trocken den angepeilten Zielort würde erreichen können. Daher machte ich mich daran, mein Outfit so regenfest wie möglich zu machen – endlich kamen mal die Neopren-Gamaschen zum Einsatz. Irgendwie schade, dass in diesem Moment keine Kamera dabei war, denn das Anlegen der Gamaschen hätte jeder Slapstick-Komödie gut zu Gesicht gestanden. Die sind wohl nicht unbedingt dafür gedacht, über grobstollige Golfschuhe, die ich hier als Radschuhe nutze, gezogen zu werden, sondern eher über den glatten und filigranen Rennradschuh. Und so wand ich mich für eine gute Viertelstunde in meinem Zelt, riss und zog, schob und wackelte und fluchte, dass der sprichwörtliche Kesselflicker rot geworden wäre. Nun ja, am Ende haben alle bekommen, was sie wollten: Ich konnte ziemlich trockenen Fußes durch den Regen radeln und die Gamaschen hatten ihren Spaß mit mir.
In Dingwall angekommen, sah ich mir kurz den Bahnhof an, stellte fest, dass es wohl keine extreme Herausforderung werden würde, das richtige Gleis zu finden (Gleis 2), die Brücke über das andere Gleis war auch nicht zu schwierig auszumachen; ich fühlte mich gut vorbereitet auf die anstehende Reiseaufgabe.
Um mich und meine Ausrüstung wieder zu trocknen, bevor ich mich der Nordküste widmen würde, suchte ich mir ein nahegelegenes Hotelzimmer für die Nacht und sah mir einen der Qualität des Hotels angemessen schlechten Superheldenfilm im Fernsehen an. Hätte alles schlechter laufen können.
Am nächsten Morgen lief alles perfekt: Der Plan war, um 7:15 Uhr vom Hotel aus loszufahren:
Am 30 Sekunden entfernten Bahnhof angekommen, kippte kurzzeitig die Stimmung: Die korrekt ausgemachte Brücke zur anderen Gleisseite hatte bei näherer Betrachtung das kleine Problem, mit relativ steilen und schmalen Treppen ausgestattet zu sein. Mit vollem Gepäck wäre das einfach nicht machbar gewesen. Hm, minimal hektisch suchte ich nun eine alternative Route auf die andere Seite. Ich fuhr zunächst etwas planlos nach links, hier war aber nichts zu finden. Jedoch machte ich nach dem notwendigen Wendemanöver eine Autobrücke auf der anderen Seite aus. Nun schon etwas hektischer fuhr ich also in diese Richtung. Ja, diesmal passte es. Die Abfahrzeit des Zuges rückte näher, noch war kein Ticket erstanden. Ich stellte also das Rad am Bahnsteig ab und passierte die Treppenbrücke in die entgegengesetzte Richtung, um den nun geöffneten Bahnhof zu betreten. Ein Ticket war schnell gekauft. Doch nun stellte ich fest: Ich hatte doch das falsche Gleis ausgemacht. Ich rannte also wieder über die Brücke auf die andere Seite. Nun kannte ich ja wenigstens den korrekten Weg. Als ich mit dem Rad schließlich auf der korrekten Gleisseite ankam, fuhr der Zug pünktlich ein. Doch nun stand noch der Zugwächter zwischen mir und dem Antritt der Reise: Zwar hatte ich ordnungsgemäß am Vortag einen Radplatz im Zug von Dingwall nach Thurso reserviert, aber scheinbar hatten das auch noch mehrere andere Radreisende getan, so dass dem Schaffner unwohl wurde. Allerdings nur für einen kurzen Augenblick, das muss ich betonen. Dann tat er alles Erdenkliche, um die Situation zu lösen. Er half mir zunächst mit dem Rad in den Zug und trommelte dann alle Radfahrer zusammen, um die bestmögliche Reihenfolge für die Aufbewahrung herauszufinden. Vorbildlich!
Die drei Stunden Fahrzeit vergingen angenehm und schnell. In Thurso suchte ich noch eine Bäckerei und einen Supermarkt zwecks Befriedigung der primären Bedürfnisse. Dann ging es los und ich fuhr Richtung Durness, meinem finalen nord-westlichen Ziel. Es begleiteten mich: Großartiges Wetter und eine weite, grün-braune Highlandlandschaft.
Die heutige Zwischenstation trug den überraschenden Namen Bettyhill. Ich erwartete gepunktete Röcke, Lederjacken und pomadige Tollen, doch leider fand ich nur die mit weitem Abstand versifftesten Sanitäranlagen, die ich auf einem Zeltplatz bisher sehen musste. Schade, denn ansonsten war der Platz phantastisch gelegen.
Diese beiden Tage erhalten einen steinernen Klomann. Ich fand den Tatort aus Weimar übrigens gar nicht so übel. Nora Tschirner kann es einfach.
Kommentare
Fortrose ist schon ein schöner flecken Erde mit einem super gelegenen Golfplatz. Ich liebe es die Straße zum Leuchtturm zu fahren. Gespielt habe ich ihn leider noch nie.
Viel Spaß weiterhin in SCO
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