Über mich

Die heutige Etappe führte mich eigentlich einfach nur entlang des so berühmten Loch Ness. Fort Augustus, der kleine Ort an dem ich nächtigte, ist so etwas wie der südliche Grenzort zum Loch Ness. Mein Plan war es, heute nach Fortrose, nord-östlich von Inverness, zu kommen. Dort gibt es nicht nur einen bemerkenswerten Golfplatz, sondern auch noch einen Leuchtturm, zu dessen Fuß sich regelmäßig größere Gruppen von Menschen zusammenfinden.


Der Beginn der Etappe war eine echte Herausforderung. Es ging ca. 10 km ausschließlich bergauf. Nur an wenigen Stellen war es irrsinnig steil, aber nichtsdestotrotz brannten die Oberschenkel doch irgendwann lodernd. Einmal mehr merkte ich, wie wichtig der eigenen Rhythmus ist. Nach ungefähr einem Kilometer auf dem Weg nach oben hörte ich ein Rad von hinten näher kommen. Das Surren einer Kette und die Schaltgeräusche sind so charakteristisch, dass sie sich doch von den unnötig lauten Geräuschen, die andere Zweiräder machen, erheblich unterscheiden. Die Rennradfahrerin setzte sich an an meine Seite und wir plauderten ein paar Minuten über dies und das und jenes. Als sie sich dann irgendwann absetzte, merkte ich, dass ich, wenn auch unmerklich, während der gemeinsamen Fahrt doch ein wenig zu viel Drehzahlen gemacht habe. Nach ein paar weiteren Minuten ging mir einfach die Puste aus und ich musste kurz verschnaufen. Der Rest des Weges nach oben ging dann doch schön regelmäßig. Und langsam. Aber es war meine Langsamkeit und Regelmäßigkeit. Oben angekommen, genoß ich dann für einen Moment die Aussicht.

Ich war nicht der Einzige.

Der Rest des Weges war dann endlich mal – nachdem die lange, aber schnelle Fahrt ins Tal hinter mir lag – weitgehend flach, ein wenig Rollen war möglich oder auch mal Treten in höheren Gängen. So verging sie zügig und bei wunderbarem Wetter. Ich flog förmlich am Highland-Metropolis Inverness vorbei, weiter in Richtung Fortrose und dem Moray Firth. Beim Überqueren der Kessock Bridge, die den Weg von Inverness nach Norden ermöglicht, freute ich mich kurz über den gelungenen Ausgleich in der 90. Minute, nur um wenige Augenblicke später die erneute Führung und den Endstand durch diesen komischen VfL Wolfsburg zur Kenntnis nehmen zu müssen. Ein kalter Schauer erfasste mich. Allerdings ging es auch leicht bergab, es könnte auch Fahrtwind gewesen sein.

Nach ungefähr 75 km kam ich dann an meinem Ziel an. Etwas skeptisch stimmten mich noch die letzten Kilometer, die wieder zügiges Gefälle nach unten hatten. Wäre nett gewesen, wenn ich nicht am kommenden Tag in die Gegenrichtung hätte fahren müssen. Auf dem Campingplatz hieß man mich mit Freude willkommen und wies mir einen Zeltplatz unmittelbar neben dem 9. Abschlag des Golfplatzes zu. Dieser Golfplatz ist deswegen etwas Besonderes, weil er gleich auf beiden Seiten von Wasser umgeben ist. Der Platz liegt nämlich auf einer Landzunge, die in den Moray Firth hineinragt. Besser gesagt, nimmt der Platz diese Landzunge ein. Lediglich eine Straße zu besagtem Leuchtturm führt hier noch durch. Das Wetter war immer noch sonnig, das Zelt schnell aufgebaut und daher beschloss ich um 18:30 Uhr, dass ich noch eine schnelle Runde schaffen könnte. Habe ich auch und es war ein Genuss. Auch wenn mich mein Gefühl für das Putten an diesem Tag und auf diesem Platz völlig verlassen hatte. Ich startete die Runde auf den ersten beiden Löchern mit guten langen Schlägen, der Ball lag jeweils in angenehmer Distanz zur Fahne nach der dafür vorgesehenen Anzahl von Schlägen, aber acht (8!) Putts auf den ersten beiden Grüns konnten mich nicht erheitern, verwundern jedoch.

Die Runde war dennoch toll, nach 2,5 Stunden kam ich in der beginnenden Dämmerung wieder am Clubhaus an. Ein schönes Telefonat bei gerade aufgehendem Vollmond über der See. Ein nahezu perfekter Tag fand sein Ende.

Nur, um noch Luft nach oben zu lassen, gibt es 95 von 100 goldenen cycgo-Talern für diesen Tag.

PS: Die Menschen am Fuße des Leuchtturm finden sich übrigens dort ein, um die dort regelmäßig zu sichtenden Delphine zu bestaunen. Da diese gezeitenabhängig auftauchen, häufen sich zu bestimmten Tageszeiten die Tümmlerfreunde dort am Strand. Ich habe natürlich mal wieder keine Delphine gesehen.

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