Es war nicht wirklich überraschend: Nachdem der gestrige Tag vollkommen frei von Regen blieb, kam ich in der Nacht kaum in den Schlaf, weil ein ausgewachsenes Gewitter an mir vorbeizog.

Starker Regen und der anhaltendste Donner, an den ich mich erinnern kann, sind gar nicht so angenehm, wie man vielleicht meint, wenn man in einem Zelt liegt. Da hilft auch Ohropax nicht viel: es war laut, vor allem für einen Eher-wenig-Camper. Na ja, irgendwie war ich aber doch müde genug, um letztlich doch noch ganz gut zu schlafen. Und tatsächlich hörte der Regen dann auch gegen 7:30 Uhr auf, so dass nach dem Kaffee, den ich mir noch auf der Matratze liegend vor dem Zelt aufbrühte, die Vorfreude auf den Radtag minütlich wuchs.
Ein echter Fehler war es allerdings, mit dem Gedanken, dass ich schon irgendwo ein Frühstück auf dem Weg finden würde, loszufahren. Die netten Damen am Zeltplatz-Empfang hatten mir noch ein gutes Café im nächsten Ort empfohlen, allerdings hätte ich für diesen ziemlich steil nach unten fahren müssen. Da das logischerweise auch dazu geführt hätte, dass ich danach wieder nach oben hätte fahren müssen, ließ ich das dann ausfallen. Ich will jetzt nicht von einem Hungerast („Quäl dich, du Sau!“ - Ulle, was ist nur aus dir geworden...) sprechen, aber eindeutig hatte ich keine guten Beine und der Starthügel zog sich immer länger und länger. Nach der ersten Dreiviertelstunde musste ich die Hoffnung auf ein baldiges und reichhaltiges Frühstück aufgeben und bediente mich an meinen Energieriegelvorräten. So kam ich dann irgendwann in den nächsten etwas größeren Ort, Dumfries, der mich dann allerdings mit veritablem Starkregen begrüßte. Und ich meine solchen Regen, bei dem auch die Schotten meinten, dass es wohl mehr als ein kleiner Schauer sei und sich unterstellten. Habe ich dann auch gemacht.

Nach ein paar Minuten schwächte der Regen ein wenig ab; es ergab sich wenigstes die Gelegenheit, ein paar Meter weiter zu einem netten Café zu gelangen und ein wundervolles, wenngleich viel zu spätes und sehr gehaltvolles Frühstück zu geießen. Samt Pfannkuchen und Haggis. Nicht notwendigerweise gleichzeitig, doch beides sehr lecker!
Dann kam es zu einem Krisenmoment, der vor wenigen Jahren einfach noch gar nicht denkbar gewesen wäre: Das iPhone war nicht mehr zum Aufladen zu bewegen. Ein spontaner Moment der Panik: Wieso? Wieso ich? Wieso hier? Wieso? Aber nach ein bisschen Herumprobieren war es dann doch nur das Ladekabel. So was sollte in diesem doch immerhin mittelgroßen Ort doch problemlos zu finden sein. Der auch hier präsente Telekommunikationsanbieter mit der roten Grundfarbe – tatsächlich ist es übrigens so rot, wie es nur geht, wie ich mich aus einem viele Jahre zurückliegenden Migrationsprojektes für just diesen Provider leidvoll erinnere: RGB 255,0,0 :-) - konnte mir helfen. Allerdings zu einem erstaunlichen Preis oder kosten iPhonekabel bei uns auch über 20 €?
Jedenfalls ging es weiter und gefühlt auch permanent weiter bergauf. Oder eigentlich eher konstant rauf und runter. Früher oder später wird sicher ein Gewöhnungsprozess einsetzen. Hoffentlich.
Weitgehend frei von weiteren Eskapaden – von einer ungebeten das Blatt verlassenden Kette mal abgesehen - ging es durch nette Landschaft mit typischem Wetter, also regelmäßigem Wechsel zwischen Regen und Sonnenschein und dann war ich nach ca. 70 km auf dem Zeltplatz der Wahl angekommen. Der Ort heißt Kircudbright und trägt das Label Künstlerdorf. Tatsächlich stand da auch ein bisschen Kunst im Hafen rum. Eine sehr nette und entspannte Atmosphäre zum Ausklang des Tages, der bei Fish&Chips nach Art des Einheimischen begangen wurde.


In dieser Nacht war nur bemerkenswert, das ich noch nie so eine ruhige Nacht auf einem Zeltplatz verbracht habe. Eine gute Vorbereitung für den kommenden Tag mit einer größeren Etappe.

Die offizielle cycgo-Wertung für heute: Punktabzug wegen Regen. Golf habe ich auch ausgelassen. Also gibt es heute 3 von 5 blauen Fahrrädern.

 

Kommentare   

#3 Stefan L. 2018-08-16 13:15
Wunderbar, von Dir zu lesen! Freue mich auf weiteren Lesestoff. Und, ja: IPhone-Ladekabel kosten auch bei uns so viel...
#2 Olli K. 2018-08-16 04:44
Was für ein Sauwetter. Warum fällt mir da nur sofort der dämliche Spruch ein "nur die Harten kommen in den Garten"? Was für ein Nonsens. 8)
#1 Oliver 2018-08-14 08:24
Hallo Heiko,

kurzweilig geschrieben, lässt sich gut lesen! Freue mich auf die nächsten Reiseberichte.

VG Oliver

PS: Ja, im Anbieter-Store sind es immer Apothekenpreise, auch in D :)

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