Von meiner erfrischenden Ankunft am und auf dem wundervollen Golfplatz in Brora habe ich gestern berichtet. Heute geht es auf den Platz.
James Braid, mal wieder, steht für diesen Platz mit seinem guten Namen. Der Legende nach hat er 1924 die Summe von 25£ bekommen, um den Platz zu gestalten, der 1891 als 9-Loch-Platz seine Geburt feierte und 1900 auf 18 Loch erweitert wurde. Wie an anderer Stelle schon erwähnt, beheimatet der Brora Golf Club auch die James-Braid-Society.
Immer, wenn ich hier auf den Parkplatz rolle – ich bin mittlerweile zum sechsten Mal hier – denke ich, dass das Clubhaus gar nicht richtig zum Platz passt. Die richtige Heimat wäre eine Holzhütte mit einer Blechdose, in die man seine Spielgebühr einwirft und dann loslegt. Vermutlich wäre es den Mitgliedern nicht so recht, wenn meine Umgestaltungspläne zum Tragen kämen, aber ich bleibe dran. So jedoch wird das Clubhaus, von dessen Restaurant aus man einen wunderbaren Blick über den Platz, besonders das 18. Grün und den nördlichen Rand des Dornoch Firth hat, wie so viele Golf-Clubhäuser als Ort für gesellige Festlichkeiten verschiedenster Art verwendet. Heute steht eine Hochzeit auf dem Programm, was die überraschend vielen Gastgolfer ob der bereitstehenden Sektgläser in Verzückung versetzt. Dass diese dann doch nicht für sie bestimmt sind, enttäuscht nur für einen Augenblick, dann wird wieder in Erinnerungen an die zurückliegende Runde geschwelgt.
Normalerweise ist dieser Platz ziemlich verlassen. Ich kann mich nicht daran erinnern, hier schon mal mehr als zwei oder drei andere Gruppen gesehen zu haben, häufiger war ich alleine auf der Anlage. Aber heute ist einiges los. Offensichtlich ist der Andrang durch amerikanische Golftouristen, die den nahegelegenen und in den USA seit langem berühmten Platz von Dornoch gespielt haben, im Sommer doch größer, als zu den Zeiten, zumeist im Mai, zu denen ich sonst hier war.
Wie dem auch sei: Das erste Tee ist frei und es geht los. Eine einfache doch gleichwohl interessante erste Bahn fällt zunächst blind nach unten, um dann normalerweise nur noch einen ganz kurzen Schlag nach rechts auf ein erhöhtes Grün zu lassen. Das offene Meer ist auf diesem Platz, zumindest auf der Front 9, zur rechten sehr präsent. Man spielt abgesehen vom ersten Par 3, der sechsten Bahn, permanent parallel dazu, kaum einmal durch eine Düne getrennt. Auf der neunten Bahn, erneut ein Par 3, geht es dann fast direkt auf das Wasser zu, der Strand beginnt direkt hinter dem Grün.
Überhaupt sind die Par 3 des Platzes sehr originell angelegt. Insgesamt bilden sie nämlich ein Kreuz und gehen – wenn auch nicht auf’s Grad genau – in alle vier Himmelsrichtungen. Zudem sind diese Bahnen es auch, die durch ihre jeweilige Anlage im Gedächtnis bleiben. Das erste Loch wechselt abrupt die Spielrichtung. Während es auf den ersten fünf Löchern gerade vom Clubhaus wegging, geht es plötzlich im rechten Winkel nach links. Bei Wind, der bei der Küstenlage natürlich eher die Regel, denn die Ausnahme ist, ist das eine besondere Herausforderung. Die neunte Bahn besticht durch ihre wundervolle Lage in Strandnähe. Die 13. Bahn ist sehr kurz, um die 100 Meter, je nach Fahnenposition. Aber das Grün ist von fünf Bunkern und einem dahinschlängelndem Bach, dem Clyne Burn, umgeben. Mit ein bisschen Wind kann diese Loch dann doch recht anspruchsvoll werden. Schließlich bleibt die 18, ein großartiges Schlussloch. Wie schon gesagt liegt das Grün direkt unter den Fenstern der Gastronomie, was in Clubturnieren sicher für besonderen Spaß sorgt. Aber auch ohne den Druck, später eventuell von den anderen Mitgliedern zu einem beobachteten Desaster befragt zu werden, ist diese Bahn anspruchsvoll. 175 Meter müssen im Flug überwunden werden. Sind es 173,5 Meter, dann rollt der Ball den sechs, sieben Meter hohen Hügel des Grüns nach links herunter, sind es 180 Meter, dann rollt der Ball nach hinten. So oder so ist also im höchsten Maße Gefühl gefragt; entweder beim Abschlag oder dann beim folgenden Pitch.
Unbedingt erwähnen muss man bei diesem Platz natürlich, dass es einen guten Grund gibt, aus dem die Grüns durch unter Strom stehenden Drähte vom Rest des Platzes abgetrennt sind. Auf diesen empfindlichen Stellen wäre nämlich unerwünscht, was auf dem restlichen Gelände das spezifische Bild prägt: Grasende Kühe und Schafe.
Ich hatte mal wieder einen phantastischen Tag auf diesem Juwel. Die erste Runde war noch vergleichsweise langsam, da ich noch an drei Gruppen vorbeispielen musste, was ja immer etwas Zeit raubt. Auf der 12. Bahn angekommen winkte ich kurz meiner textilen Behausung zu.
Als ich am 18. Grün den Ball aus dem Loch nahm, war es 18 Uhr. Ich horchte kurz in mich hinein und ging direkt wieder auf die 1. Insgesamt habe ich für die 36 Loch dann nur 4:45 Stunden gebraucht. So macht mir dieser Sport wirklich Spaß, aber wie oft hat man dazu die Gelegenheit?
Heute kann die cycgo-Wertung nur eine James-Braid-Gedenkmünze in strahlendem Gold sein.
Kommentare
Ob du mir das mal als Mailanhang zur Verfügung stellen köntest ?
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