Über mich

Wie schon geschrieben ist mein Kilometerpensum in den kommenden zwei, drei Tagen recht überschaubar. Die Fähre nach Kintyre geht nur dreimal in der Woche und zwar Freitag, Samstag, Sonntag. Daher vertrödele ich hier in der Gegend um Ayr ein bisschen Zeit.

In dieser Gegend gibt es mit Prestwick und Royal Troon Golfplätze von Weltrang, aber die sind einerseits durch die gute Anbindung an die Welt im Allgemeinen durch den Flughafen in Prestwick und an Glasgow im Besonderen in den Sommermonaten ziemlich überlaufen und andererseits mit um die 200 Pfund (Prestwick 180, Troon 250) Greenfee auch recht happig teuer. Kann man ja mal machen, aber dann doch eher mit voller Ausrüstung. Da das hier eben nicht direkt aus der Welt ist, verschiebe ich das auf ein anderes Mal.
Tatsächlich finde ich aber leicht einen anderen netten Platz im Verbund der South Ayrshire Golfplätze. Dessen Website scheint zwar ein wenig durcheinander geraten zu sein, aber die knapp 20 km mit wenig Gepäck, da ich mein Zelt für eine weitere Nacht auf dem Platz von Lawrence habe stehen lassen, bin ich dann einfach mal auf Verdacht gefahren, mit einem Umweg über das schöne Harbour View Café in Dunure.

Auf den Tischdecken dort sieht die Dose des zweiten schottischen Nationalgetränks neben Whisky gleich noch bunter aus.

Dunure hat neben dem kleinen Hafen für Fischerboote noch eine Burgruine zu bieten, die scheinbar nicht einmal die üblichen 12 Pfund Eintritt kostete. Sollte man auf der Durchreise sein, dann kann man hier getrost mal abbiegen.

Der Platz, für den ich mich an diesem Tag entschieden habe, ist der Belleisle Park. Bei diesem hatte wieder einmal James Braid seine Finger im Spiel. Wahnsinnig viel des Platzdesigns ist mir nicht im Gedächtnis geblieben. Die Hoffnung auf ein gutes Spielergebnis musst ich aber spätestens an Loch 4 im wahrsten Sinne begraben. Mein ganz ordentlicher Abschlag fand einen Bunker in der Mitte der Spielbahn – guter Einfall, Herr Braid. In Gedanken an einen Spieltag in Bergisch Land, bei dem ich aus einer ähnlichen Lage nur durch eine Bewegung wie aus dem Film Die Matrix eine Kollision mit dem von der Bunkerwand zurückspringenden Ball verhindern konnte, wählte ich eine sehr konservative Variante des Bunkerschlags und wollte den Ball lediglich locker wieder aus dem Sand auf das Gras befördern. Gut, dass ich scheinbar immer noch ein bisschen von Keanu „Neo“ Reeves in mir habe, den wieder musste ich eine kolossale Verrenkung machen, um nicht vom Spielgerät erwischt zu werden. Um nicht weiter zu langweilen: Sieben Schläge später hatte ich dann das kurze Par 4 beendet (ja, insgesamt 9…). Jetzt musste Gleichmut für eine Zeit mein Begleiter sein, ein angenehmer Kerl, aber nicht sehr gesprächig.
Insgesamt war es allerdings einer sehr entspannte Runde auf einem netten Platz. Gegen Ende wurde es dann nochmal etwas seltsam. Das Himmel war ziemlich bedeckt und die Nachmittagsstimmung mithin recht dunkel, als ich einen Typen durch das Unterholz schleichen sah, der ein wenig an Carl aus dem legendären Golf-Schenkelklopferfilm Caddyshack erinnerte und auch im Cast von Pscho-Thrillern für die Rolle des Bösewichts durchaus in Betracht gekommen wäre. Ich schlug meinen letzten Abschlag über einen kleinen Bach nach vorne und ging zügigen Schrittes nach vorne, leichte innere Unruhe trieb mich an. An meinem Ball angekommen zog ich den nächsten Schläger aus der Tasche. Fast erwartete ich, dass – sobald ich mich umdrehte – der dunkle Geselle mir direkt ins Gesicht starren würde. Ich drehte mich also um und – da war niemand. Ich habe ihn auch nie wiedergesehen. Vermutlich war es nur ein anderer Golfer auf der Suche nach seinem Ball.
Der wirklich unangenehme Teil des Tages sollte noch folgen. Auf dem Rückweg hielt ich noch schnell bei einem CoOp, um einen Snack und etwas leicht Zuzubereitendes für den Abend zu kaufen. Ich erwartete eine halbwegs lockere Rückfahrt, da ich den Weg ja bereits kannte. Zwar zog es sich ein bisschen in die Länge, doch mehr als etwas über eine Stunde sollte es nicht dauern. Da ich aber auf der Hinfahrt den Umweg über besagtes Dunure gemacht hatte, kannte ich auch nicht den gesamten Verlauf. Zudem hatte ich zum ersten Mal einen einigermaßen dichten Nebel zu durchfahren, ich hätte also ohnehin keinen Überblick über den Weg gehabt. Also tat ich, was ich die ganze Zeit tue: Ich verlasse mich auf meine Fahrrad-App Komoot. Die ist wirklich hilfreich und relativ zuverlässig, ich benutze sie auch zuhause für fast alle Wege. Irgendwann führte sie mich nach rechts und ich mochte den Weg zunächst sehr gerne, denn er führte mich über eine ruhige und konstant abschüssige Straße in Richtung Meer. Und dort endete sie dann auch. Komoot hielt es allerdings weiterhin für eine gute Route, die halt einfach am Strand entlang führte. Ich kontrollierte noch zwei-, dreimal, ob ich nicht vielleicht eine Wanderstrecke gesucht hatte. Da aber der Rückweg nun auch so gar nicht einladend war, da er mich mindestens eine halbe Stunde wieder bergauf geführt hätte, habe ich mich also auf den vorgeschlagenen Pfad eingelassen. Das hatte natürlich durchaus beschauliche Momente, so ein einsamer Strand ist ja nicht verkehrt. Völlig verkehrt ist es aber, wenn Sand überall an einem Fahrrad ist und das schwere Gerät auch gar nicht so leicht durch den teils recht weichen Sand zu bewegen war – natürlich rede ich von Schieben, denn an Fahren war, nachdem ich es probiert hatte und als ungeeignet eingestuft hatte, nicht zu denken. So schlurfte ich also für 2 km am Strand entlang, wenigstens tauchte irgendwann Culzean Castle und damit auch irgendwo in der Nähe mein Campingplatz auf. Zwischen mir und dem Schloss war dann aber natürlich noch eine steile, nasse und mit kleinen Stufen versehene Treppe nach oben, die es mit dem Rad zu bewältigen galt.

Es war an dieser Stelle sehr gut, dass ich mich mit Herrn Gleichmut an diesem Tag schon angefreundet hatte und so fuhren wir beide dann Seite an Seite den schon beschriebenen Anstieg zum Zeltplatz hoch. Ich säuberte im beständigen Regen dann noch die Kettenschaltung und die Bremsen so gut es ging und ließ den Tag bei einer gepflegten Dose Ravioli ausklingen.

Die cycgo-Wertung: 68% auf der Caddyshack-Gopher-Skala.

Kommentare   

#3 Maurice 2018-10-29 13:45
Heiko und der Bunker :-|

Brora ? Loch 1 ? Fairwaybunker ?
#2 Marcus Major 2018-08-21 11:22
Ich wollte nur Hallo sagen und Dir, Heiko, weiter alles, alles Gute wünschen! Ich bin mächtig neidisch :-)
Dèan turas math
(Das war Gälisch - sagt zumindest Google :-D )
#1 Marco 2018-08-20 11:32
Beim Weg über den Strand habe ich mir schon gedacht, dass Du halt ein harter Hund bist - aber in Wirklichkeit zeigt sich dass natürlich erst durch die Dose Ravioli - kalt, vermute ich mal :lol:

Freue mich schon auf den nächsten Bericht!

You have no rights to post comments